Der Marker als Alltagshilfe
Lange schenkte ich Meinungen, wie „Markertraining ist der game changer schlechthin!“ keinen Glauben; meine Mutter hatte unser Berner-Bärchen Balu schließlich auch ohne „Click“, „Check“ oder „Top“ trainiert und erzogen. Drei Jahre, unzählige Lektüren und Webinare später weiß ich jedoch, dass das sicherlich nicht immer ganz frustfrei vonstattengegangen sein kann und teile die obengenannte Aussage nun aus tiefster Überzeugung. Marker können, richtig angewandt, eine echte Bereicherung sein und gehören für mich definitiv zu den wenigen Must-Haves im Hundetraining!
Ich arbeite mit meiner Hündin Luna seit knapp drei Jahren mit unserem Markerwort „Click“ und könnte mir keine größere Unterstützung für unseren Alltag vorstellen. Ich meine, wie praktisch ist es bitte, dass ich meinem Hund kommunizieren kann, dass ich sein Abwenden von Fremdhunden oder das ruhige Beobachten der Nachbarskatze gerade richtig gut finde?
Das ist jedoch nicht der einzige Vorteil. Während dem Trainieren haben außerdem alle Beteiligten Spaß! Der Marker sorgt beim Hund für Vorfreude und positive Gefühle, was vor allem bei Angst eine unglaubliche Erleichterung sein kann. Nicht selten kann der Marker zu einem kurzen Verhaltensunterbrecher werden (vgl. Aupperle, 2014, zit. in Wittenfeld 2014: 98f.*) und somit auch bei uns Menschen für Freude sorgen.
Ein kleiner Exkurs in die Lerntheorie unserer Hunde
Marker bieten uns unabhängig von Hund und Situation die perfekte Gelegenheit, um erwünschtes Verhalten punktgenau einzufangen und bei Bedarf auszubauen. Zwar behaupten ein paar wenige Hundehalter*innen, dass das bei ihren Hunden nicht der Fall sei, das lässt sich mit einem Blick auf die Lerntheorie unserer Vierbeiner jedoch schnell widerlegen.
Entgegensetzt vieler Ansichten haben Hunde, anders als wir Menschen, kein Gefühl dafür, was richtig oder falsch ist. Ihr Verhalten wird ohne jegliche Art von Moral oder gesellschaftlichen Werten (vgl. Seumel, 2020: 17ff.*) durch die operante und klassische Konditionierung beeinflusst.
Operante und klassische Konditionierung. Bild: Lea Gräßler
Wir halten also fest: Jeder Hund lernt durch Erfahrung und Verknüpfung! Es ist daher falsch, zu behaupten, dass richtig aufgebautes und angewandtes Markertraining bei Rasse xy keinen Erfolg bringen würde.
„Das ist doch keine Erziehung! Du schmeißt nur Leckerlies durch die Gegend.“
Fast immer, wenn ich vom Markertraining erzähle, wird mit Halbwahrheiten wie der obenstehenden um sich geschmissen. Teilweise ermüdet von den unwissenden Kommentaren, mache ich mir dennoch jedes Mal aufs Neue die Mühe zu erklären, wieso es so viel mehr als stupides „Leckerlies durch die Gegend werfen“ ist. Nicht immer stoße ich damit direkt auf offene Ohren, manchmal aber ernte ich auch ehrliches Interesse. Es ist vielmehr eine Möglichkeit, mit unseren Hunden zu kommunizieren und gemeinsam den Alltag zu bewältigen. Da wir hierbei immer wieder unterschiedliche Situationen durchleben, in denen unsere Hunde – aber auch wir – verschiedene Bedürfnisse haben, lässt sich selbstverständlich nicht ausschließlich mit Leckerlies arbeiten. Sie sind sicher eine besonders gerngesehene Belohnung, aber nicht für jeden Moment geeignet.
Ulrike Seumel. Wer ist das nochmal?
Ihr Name ist in diesem Beitrag bereits öfters gefallen. Das wird vor allem denen aufgefallen sein, die einen Blick auf die Quellen geworfen haben. Und der Grund hierfür ist ganz einfach: Ohne Ulrikes Buch Markertraining für Hunde* hätte ich diesen Beitrag gar nicht verfassen können – zumindest nicht in dem Umfang.
Anfang dieses Jahres habe ich mir auf Anraten von Anja ihr Buch zugelegt. Beim Kauf hatte ich nicht auf Autor*innen oder Verlag geachtet; ich wollte einfach möglichst viel Wissen aufsaugen, um noch fairer mit meinem Hund arbeiten zu können. Als ich das gute Stück endlich in den Händen hielt und in der Autorinnenbeschreibung las, dass Ulrike Seumel auch den Blog dogitright betreibt, freute ich mich wie ein kleines Kind und erklärte meinem Partner diese Aufregung mit einem „Oh mein Gott, den Blog kenn‘ ich!“.
Während meiner Anfangszeit im gewaltfreiem Hundetraining holte ich mir das meiste Wissen von genau diesem Blog. Die Texte waren einfach gehalten, beinhalteten jedoch alles Wissenswerte und waren ideal, um sich einen ersten Überblick über Themen zu verschaffen.
Lektüre über Lektüre und wieso Ullis, meiner Meinung, nach eine der besten ist
In meinem Wohnzimmer häufen sich bereits Fachbücher über Erziehung, Training, Ernährung, Psychologie und Körpersprache des Hundes, aber nur wenige waren so leicht und mit dem ein oder anderen Lächeln versehen, wie Ullis.
Auf knapp 170 Seiten räumt Ulrike in ihrem Buch mit allen Infos, Vorurteilen, Vorzügen und Kehrseiten rund ums Markern auf und legt hierbei – genau wie in ihrem Blog – viel Wert auf einfache Erklärungen, die sie durch Beispiele aus dem Alltag und Fotoserien unterstreicht und verdeutlicht. Das ist in meinen Augen aus vielerlei Hinsicht genial, da sie so nicht nur auf Marker-Neulinge eingeht, sondern auch Bücherwürmern wie mir eine Pause von meist komplexen wissenschaftlichen Texten verschafft.
Überrascht hat mich außerdem das Videotraining zum Buch, was das Team von Dog It Right Leser*innen zur Verfügung stellt. Hier werden in drei Videos weitere Themen rund ums Markertraining aufgearbeitet, die uns zu einer noch besseren Umsetzung verhelfen sollen – natürlich kostenlos.
Bild: Lea Gräßler
Es ist nicht alles Gold, was glänzt – Wo ist der Haken?
Als Anja vor einigen Wochen wieder zum Einzeltraining kam und ich ihr erzählte, dass ich das von ihr empfohlene Buch fast fertiggelesen hatte, war sie begeistert. Gleichzeitig schienen aber auch vage Erinnerungen aufzupoppen, denen sie kurzerhand auf die Sprünge helfen wollte. Auf ihre Frage „Wenn ich mich richtig erinnere, sind manche Tipps nicht ganz frustfrei, oder?“ hatte ich jedoch keine Antwort, da der Praxisteil noch ein paar Seiten entfernt war.
Diesen las ich jetzt umso aufmerksamer durch und tatsächlich musste ich bei ein paar wenigen Ausführungen an Anjas Worte denken. Für Vierbeiner mit erfahrenen Hundehalter*innen ist das sicher nicht weiter schlimm, da diese die Umsetzung entsprechend abwandeln können; bei Ersthundebesitzer*innen, die solch eine Auswirkung vielleicht noch nicht gut herauslesen oder wahrnehmen können, sieht es dagegen vermutlich etwas anders aus.
Wie bei anderen Ratschlägen auch, gilt es also zu überprüfen, wie das vorgeschlagene Training für einen selbst umsetzbar ist. Es gibt nämlich nicht die eine Vorgehensweise.
Ein paar nette Worte zum Schluss
„Ohne Ullis Buch Markertraining für Hunde* hätte ich diesen Beitrag gar nicht verfassen können [..]“, das schrieb ich zu Beginn eines der Kapitel. Natürlich fehlt hierbei aber eine ganz wichtige Person – nämlich Anja, ohne deren Chance ich überhaupt nicht dazu gekommen wäre, diesen Text zu verfassen. Deshalb an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön für diese unglaubliche Möglichkeit an dich, liebe Anja!
Nun seid ihr gefragt!
Die letzten Minuten habe ich euch von meiner Meinung erzählt. Jetzt möchte ich eure Ansichten hören und in den Austausch gehen. Welche Erfahrungen habt ihr bis jetzt gemacht und wie steht ihr seitdem zum Markertraining? Habt ihr heute vielleicht zum ersten Mal von Markern gehört und werdet es in Zukunft ausprobieren? Was für Belohnungen kommen bei euren Hunden super an und welche dagegen eher weniger? Ich bin gespannt auf eure Antworten!
Literaturverzeichnis:
Aupperle, Nerina (2014): „Marker – Was ist das eigentlich?“ zit. in: Wittenfeld, Stefan (2014): Leben mit Hund – gewusst wie! Nerdlen/Daun: Kynos
Seumel, Ulrike (2020): Markertraining für Hunde. Stuttgart: Kosmos
Wittenfeld, Stefan (2014): Leben mit Hund – gewusst wie! Nerdlen/Daun: Kynos
*Affiliatelink
Liebe Lea, vielen Dank für den kurzweilig geschriebenen Gastbeitrag und die vielen wertschätzenden Worte im Artikel. Ich wusste einfach, dass das Projekt bei dir in guten Händen sein würde 😉. Außerdem hast du einen anderen Schreibstil als ich. So ist das eine wunderbare Ergänzung zu meinen Beiträgen. Viele Grüße Anja
Das höre ich gerne. Schön, dass dich dein Gefühl nicht getäuscht hat & der Artikel eine tolle Ergänzung darstellt. 🤗 Ich freue mich auf weitere Projekte!